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Ist das klug?

Auf die Klugheit bin ich in der heutigen Herrnhuter Losung gestoßen: Der Herr schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage, (Psalm 14,2).

Eigentlich ist darin alles über die Klugheit gesagt: Dass der Mensch nach seinem Schöpfer frage, das ist klug.

Und wie ist es nun bestellt um meine Klugheit? Was sind das für Fragen, die ich da stellen müsste? Wann und wo sollte ich sie fragen? Das hat mich nach dem Lesen beschäftigt.

Beim Herumstöbern nach helfenden Ideen, fand ich ein Zitat des spanischen Mönches Morales (1601 – 1658): Behutsames Schweigen ist das Heiligtum der Klugheit.

Hmm! Schweigen erschien mir zunächst wie das Gegenteil von Fragen und somit wenig hilfreich. Aber der Satz hielt sich beharrlich in meinen Ohren. Und schließlich öffnete sich mir doch ein kleines Türchen: Fragen muss ja nicht immer verbunden sein mit Reden. Manchmal ist es vielleicht wirklich klüger behutsam zu schweigen – sich also vor schneller Rede zu hüten und erst einmal zu hören, zu prüfen und zu bedenken.

Der Politiker Heiner Geisler hat 2004 ein Buch geschrieben mit dem Titel Was würde Jesus heute dazu sagen?

Das wäre so eine Prüffrage, der ich zunächst nur im Schweigen nachgehen kann – also als erst einmal Hörender auf Gottes Wort in der Bibel.

Da höre ich dann von Liebe und Güte, von Vergeben und Teilen, von Annehmen und Gemeinschaft.

Da geschehen Wunder und Menschen werden heil; da ist die Liebe am Ende stärker als das Gesetz – selbst stärker als der Tod.

Da wird das Schlechte nicht einfach zum Guten gemacht – aber alles wird schließlich gut.

Was würde Jesus heute dazu sagen? Zu mir, zu der Situation, die mich gerade beschäftigt, zu meinem Gegenüber, über den ich mein Urteil möglicherweise längst gesprochen habe …

Ich glaube, solch ein fragendes Prüf-Schweigen würde mir spannende Erfahrungen bescheren – zunächst mit mir selbst und mit den anderen Menschenkindern auch.

So fühle ich mich jetzt schon etwas schlauer; ob ich aber klüger bin nach diesen Zeilen – das wird sich erweisen müssen. Bei der nächsten Gelegenheit für solch ein behutsames Schweigen. Wir werden sehen.

Peter Maciej