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Das Lied der Amsel

Unser Garten gehört eigentlich einer Amsel. Ich vermute jedenfalls, dass es immer ein und dieselbe ist. Sie hüpft über den Rasen, pickt hier ein bisschen und dort. Sie räumt die Beete so um, dass nur sie die Ordnung darin erkennt, vor allem, wenn ich gerade gejätet und gehackt habe. Sie fühlt sich ein bisschen gestört, wenn auch wir den Garten mit benutzen.

Abends setzt sie sich auf den Dachfirst unseres Hauses und singt sich ein kleines Lied. Nein, sie singt es natürlich nicht für sich allein. Irgendwo in der Umgebung sitzt Herr Amsel und antwortet. Hin und her geht das kleine Lied – Strophe um Strophe singen sie im Duett.

Mich rührt das Lied der Amsel. Es ist schlicht und unendlich vielfältig zugleich. Wer versucht, die Melodien nachzupfeifen, der merkt: Gar nicht so einfach wie es wirkt.

Den französischen Komponisten Olivier Messiaen hat die Amsel, haben die Vögel überhaupt, zu vielen Kompositionen inspiriert. Er hat ihre Melodien übernommen, ohne etwas hinzuzufügen. Für ihn waren die Singvögel „die größten Künstler unter den Lebewesen überhaupt.“

Absichtslos, purer Ausdruck der Freude am Leben scheint ihr Lied zu sein. Wahrscheinlich ist es genau das, was mich so rührt und freut.

Danke, kleine Amsel!

Pastorin Andrea Wagner-Pinggéra

Foto: © Pixabay