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Gott regiert mit Liebe

Verschwörungstheorien, Weltuntergang, Endzeitstimmung: Schickt Gott mit dem Corona-Virus eine elfte Plage? Seelsorger Matthias Albrecht ist da ganz anderer Meinung.

Eine Krise als Plan Gottes?

Krisen wie die, die wir gerade durchleben, rufen Stimmen auf den Plan, die sicher sind, dass das Ende der Zeiten angebrochen ist. Texte aus der Offenbarung des Johannes werden dann meistens zitiert. In dieser Logik hieße es, dass das Leid, das weltweit viele Menschen gerade trifft, Teil eines göttlichen Planes wäre.

Aber auch ohne solche Sicht auf die Endzeit höre ich den Gedanken, dass diese Krise uns geschickt sein könnte, um daraus etwas Wesentliches zu lernen.

Was würde Jesus wohl dazu sagen? Oder was hat er dazu gesagt? Jesus widerspricht deutlich, wo Menschen einen Zusammenhang von Leid oder Unglück mit Strafe für Schuld herstellen. Das Johannesevangelium berichtet von einem blinden Mann. Die Jünger fragen: Hat dieser gesündigt oder seine Eltern? Jesus weist das ganz klar zurück.

Noch deutlicher wird er als ihm von einem Massaker erzählt wird. Unter Pilatus hatte es einen Übergriff gegeben, bei dem Pilger aus Galiläa blutig ums Leben kamen. Auch hier scheint ein Zusammenhang zu einer möglichen Schuld der Opfer im Gespräch gewesen zu sein. In seiner Antwort nimmt Jesus Bezug auf ein Unglück, von dem offenbar gerade alle erzählten. Da war in Siloah ein Turm eingestürzt. 18 Menschen kamen dabei ums Leben. Jesus fragt seine Jünger: „Meint ihr, dass die 18 auf die der Turm fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen sind als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage Euch NEIN.“

Unglück und Leid gehören einfach zum Leben, sie sind nicht von Gott geschickt, um irgendetwas zu bewirken! Letztlich wäre das ein sehr zynisches Gottesbild.

Doch Jesu Leben selbst gibt Antwort auf die Frage. Er hat unser Leben geteilt mit allen Erfahrungen von Schmerz und Leid bis hinein in den Tod. In der Passionszeit ist uns das besonders nah. Gott ist nicht hoch oben, erhaben darüber, sondern er ist mitten unter uns und weiß wie sich das anfühlt. Er teilt unsere Ängste und unser Leid und geht mit. Das gilt gerade auch jetzt, wo uns vielleicht alle Sicherheit abhanden zu kommen scheint.

Mögen wir uns getragen wissen durch alle Ungewissheit der nächsten Zeit. Möge Gottes Liebe und Kraft uns erfüllen, dass wir zugewandt für die Menschen da sein können, die uns anvertraut sind und dass wir einander in solchen Zeiten gut unterstützen und helfen können. Möge er uns die Gewissheit geben, dass unser Leben bei ihm aufgehoben ist, auch jenseits der Grenze des Todes.

Matthias Albrecht, Seelsorger im Lazarus Haus Berlin

Fotonachweis: Auferstehung, Postkarte | © Thomas Werk | VG Bild-Kunst Bonn, 2020