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Wie lange noch?

Bei längeren Baustellen auf der Autobahn gibt es manchmal Hinweisschilder, wie lange es noch dauert: noch zehn, acht, sechs etc. Kilometer. Das soll das mühsame Fahren auf verengter Fahrbahn mit lästiger Geschwindigkeitsbeschränkung erträglicher machen. Man weiß wenigstens, wie lange es noch geht. In der Corona-Krise fehlen uns solche Hinweisschilder. Wenn man wenigstens genau wüsste, wie lange der Ausnahmezustand noch anhält, dann könnte man sich wohl besser damit abfinden. Aber so? Noch eine Woche, zwei, drei oder noch viele?

„Wie lange noch, Herr?“ Mitten in großer Bedrängnis tritt der Beter des 13. Psalms vor Gott. Es ist dies eine Menschheitsfrage, wie sie nicht nur in Notzeiten auftritt. Wir wissen ganz grundsätzlich nicht, wie lange Gott diese Welt noch bestehen lassen will. Und unser Glaube gibt uns auch nicht die Kugel eines Wahrsagers in die Hand, in der wir die nähere und fernere Zukunft einfach anschauen könnten. Was wir aber von Gott wissen, ist dies: dass er sich ein für alle Mal und unwiderruflich auf unsere Seite gestellt hat und uns auch in der größten Not nie verlassen wird. Und wenn sie noch so lange währt.

Im Verlauf des 13. Psalms kommt es auf die Frage „Wie lange noch?“ auch nicht zu einer Antwort im Sinne einer exakten Zeitangabe. Vielmehr wird die Frage überführt in die Gewissheit, die immer gilt und die immer wie ein großes Hinweisschild an den Wegen unseres Lebens steht: „Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.“

Psalm 13

Herr, wie lange willst du mich so ganz vergessen?

Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?

Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele / und mich ängsten in meinem Herzen täglich?

Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?

Schaue doch und erhöre mich, Herr, mein Gott!

Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe,

dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden,

und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke.

Ich traue aber darauf, dass du so gnädig bist; / mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.

Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.

Karl Pinggéra, Lobetal