{Play}

Leder, Stoff, Holz und mehr - Einweihung: WErkner in Erkner

Der Verkaufsraum an der Friedrichstraße 32 in Erkner mit dem angeschlossenen kleinen Café strahlt Gemütlichkeit aus. Wer hierher kommt, kann sich sofort wohl fühlen. Felix Nimmich, Sozialpädagoge und Teamleiter sowie Sozialpädagogin Katharina Birke kümmern sich um derzeit sieben Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Geplant sind einmal 20 bis 30 Plätze zu schaffen, die ein Unterstützungsangebot für erwachsene Menschen mit chronischen psychischen Beeinträchtigungen bilden. Insgesamt sind es vier Bereiche, in denen Betroffene sich hier in der Tagesstätte je nach ihren Wünschen ausprobieren können: die Sattlerei, Holzwerkstatt, die Küche sowie der Verkaufsraum. Gestartet haben die „WErkner“ bereits im 2021. 

Die Tagesstätte gliedert sich in zwei Gebäudeteile. Der „produktive“ Bereich befindet sich im hinteren Teil des Hofgeländes mit ca. 210 qm Beschäftigungsfläche. Hier gibt es die Sattlerei und die Holzwerkstatt. Vorn an der Straße sind Verkaufsraum und Küche. „Wir kochen jeden Tag selbst“, informiert Felix Nimmich. Anke Miltner ist eine der Teilnehmerinnen, die gern zu den WErknern kommt. Ihr gefällt es vor allem, sich in der Küche zu beschäftigen. Gerade ist sie dabei mit Luis Konrath, der hier sein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, das Essen für den heutigen Tag vorzubereiten. „Mir macht die Arbeit hier richtig Spaß, jeder Tag ist immer wieder anders“, sagt Luis Konrath.

Hinter dem Verkaufsraum befindet sich ein gemütlich eingerichteter Ruheraum, rechts der Speiseraum und dahinter die Küche. Im oberen Stockwerk arbeitet die Sattlerei. „Hier werden auch Aufträge angenommen, so zum Beispiel Taschen für Laptops oder die Aufarbeitung von kleinen Möbeln“, so Herr Nimmich und ergänzt: „Wichtig ist, dass sich die Teilnehmer bei uns und ihrer Beschäftigung wohl fühlen.“ In dem Raum stehen mehrere Industrienähmaschinen, Stoffe und Leder stapeln sich in Regalen.

Einst war hier eine traditionsreiche Sattlerei für Boote ansässig. Viele Restmaterialien waren also noch vorhanden vom einstigen Besitzer. Zudem hatte eine Autosattlerei aus dem westlichen Deutschland Ledermaterial gespendet. So konnte der Charakter der einstigen Werkstatt sogar erhalten bleiben und jetzt Menschen helfen, durch die kreativen Möglichkeiten in eine Arbeitsstruktur zu finden. 

Ein Stockwerk erlernen die Beschäftigten den Umgang mit Holz. „Wir haben uns Upcycling auf die Fahnen geschrieben“ Damit ist gemeint, das aus Altem Neues entsteht oder einfach etwas ganz Besonderes. Da steht ein alter Sessel, das Material zur Erneuerung liegt bereits auf der Sitzfläche, dann gibt es „Beute“ aus dem Wald, gefundenes Holz, das am Wegesrand lag oder gespendet wurde und nun einer neuen Bestimmung zugeführt wird. Die lustigen Holzwichtel und anderes sind bereits fertig und im Verkaufsraum ausgestellt.

Maren Hirsch an der Bandsäge und Philipp Funk an der Tischkreissäge sind nach dem Mittagessen schon wieder beim Werkeln. Und auf dem Hof steht Jan Hoffmann und schleift seine wunderschön anzusehenden Holzherzen.

Wieder zurück im Verkaufsraum erzählt Frau Birke von der kürzlich stattgefundenen Aktion: der Erkneraner Kuscheltier-Jagd.  Veranstaltet von der Stadt Erkner mit dem Bündnis Gesunde Kinder, waren vom 9. bis 24. April 80 Kuscheltiere in Erkner versteckt, u.a. in Gärten, Kinderzimmer- oder Schaufenstern. Alle versehen mit einem Schild mit Namen und Nummer. Wer sie gesichtet hatte sollte sie auf eine so genannte Jagdschein-Liste schreiben und konnte am Ende einen Preis gewinnen. Auch die WErkner hatten sich daran mit ihrem selbst entworfenen und genähten Hoffnungsbär mit der Nr. 44 beteiligt. 

23.05.2022
(Renate Meliß)