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„Einfach schön hier in Lobetal. Wunderbar.“

Das Jahresfest atmete den Geist Lobetals

Wer gleichermaßen Entspannung und Anregung in Gesprächen suchte, sich über die vielfältigen Angebote der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal informieren oder einfach nur ein paar schöne Stunden im Grünen verbringen wollte, der war am Sonntag beim 113. Jahresfest in Lobetal gerade richtig. „Einfach schön hier in Lobetal. Wunderbar.“ Ein Gottesdienstbesucher brachte zum Ausdruck, was viele Gäste aus Nah und Fern an diesem Tag spürten: In Lobetal weht ein besonderer Geist, und es ist ein besonderes Fest: Das Jahresfest. 

Das war schon im Gottesdienst zu spüren. Das Motto des Jahresfestes: „Wasser? Ja, gerne!“ nahm die Jahreslosung der Kirchen auf und gab den Roten Faden und auch das Thema des Gottesdienstes vor. Passend dazu übersetzten Jugendliche der Christenlehre und Bewohner die neutestamentliche Geschichte von der Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen in die heutige Zeit. 

Pastor Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel führte den Gedanken in seiner Predigt weiter: „Wasser? Ja gerne! Treffender hätte das Motto nicht sein können. Was wäre das für ein Segen, wenn es heute regnen würde nach all den Wochen hochsommerlicher Hitze und Trockenheit. Wie sehnen sich die Bauern nach Niederschlag, damit die Ernte gelingen kann.“ Wassergeschichten aus Bethel, Berlin und Bernau machten anschaulich, worum es bei der Jahreslosung geht: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Der Glaube an Christus sei eine nie versiegende Quelle des Lebens.

Viel Beifall erhielten die Schülerinnen und Schüler der Lazarus-Schulen mit ihrem Theaterstück „Wasser umsonst?“, das am Nachmittag zu Aufführung kam. Sie nahmen das Publikum mit auf eine Reise in Länder wie Brasilien, Indien, Israel und Äthiopien. Die Botschaft: Wasser ist ein kostbares Gut und längst nicht so selbstverständlich wie in Deutschland. Oft ist es die Ursache vieler Krankheiten oder gar nicht verfügbar. „Auf alle Fälle werden wir Wasser jetzt mehr genießen“, so das Fazit der Schülerinnen und Schüler. Und sie wissen: „Wenn nicht mal wer anfängt auf die Umwelt zu achten, wie soll sich dann überhaupt was ändern können.“

Während auf dem Dorfplatz ein buntes Musik- und Showprogramm die Gäste unterhielt und die vielen Stände mit Aktions- und Verkaufsangeboten Groß und Klein anlockten, sprach Geschäftsführer Martin Wulff mit Axel Vogel, Fraktionsvorsitzender der B90/Die Grünen, sowie Pfarrer Steffen Reiche, Brandenburgs ehemaliger Bildungsminister im Saal Alt-Lobetal „über Gott und die Welt“, so das Veranstaltungsformat.

Das Gespräch kreiste um das Thema: Darf oder muss ein Christ auch politisch Stellung beziehen? Auslöser war die vielbeachtete Predigt von Steffen Reiche an Heiligabend 2017. Diese wurde vor allem deshalb bundesweit diskutiert, weil der Gottesdienstbesucher und "Welt"-Chef Poschardt ihn deswegen kritisiert hat. Mit einem empörten Tweet hatte er eine Debatte über politische Botschaften in der Kirche ausgelöst. Er twitterte an Heiligabend: „Wer soll eigentlich noch freiwillig in eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen Abend bei den #Jusos bzw. der Grünen Jugend verbracht?“

„Predigt ist keine Politik! Und darf es auch nicht sein wollen! Aber eben auch nie ohne politische Folgen!“ Davon ist Steffen Reiche überzeugt. Er verwies auf den Reformator: „Mit seinen 95 Thesen hat Luther eine ganze mittelalterliche Welt aus den Angeln gehoben, obwohl er nur Theologie gemacht hat. Diese neue Theologie hat das Zusammenleben so radikal geändert, dass eine ganz neue Welt sich entwickelt hat. So politisch ist die Kirche.“ Axel Vogel erinnerte abschließend an die jüngere Geschichte: „Ohne Kirche hätte es auch keine friedliche Revolution gegeben weder in der DDR noch in Polen.“

„Gemeinschaft verwirklichen“, so versteht die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal ihr Handeln. Das Jahresfest hat dafür erneut den Beweis erbracht. Das Wunderbare: 2019 wird das Fest wieder stattfinden. Der 16. Juni ist dafür schon reserviert.