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Rückblick Protesttag am 5. Mai: Laut sein für gleiche Rechte für alle. Feiern für Inklusion

Am 5. Mai war Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Unter dem Motto 'Viel vor für Inklusion! Selbstbestimmt leben – ohne Barrieren' gab es auch in der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal viele Aktionen, die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen forderten. 

Hof- und Straßenaktionen in der Warschauer Straße am 4. Mai

Unter dem Motto „Mitten im Kiez. Mitten in der Stadt. Mitten in der Gesellschaft!“ startete am 4. Mai ab 13:00 Uhr die Straßenaktion in den Warschauer Höfen und den angrenzenden Straßen. In urbaner Atmosphäre gab es gelebte Teilhabe mit Nachbarn und Freunden. Bereits am „Bärenplatz“ an der Kreuzung Warschauer / Grünberger Straße machen lautstarke Trommelklänge Bewohner und Passanten auf die Kiezaktion aufmerksam. Die Trommelgruppe der Wohnstätte Schrippenkirche waren genauso mit Partie wie die „Kulturschöpfer e. V.“. An einem anderen Stand konnte man am Seifen- und Bilderstand Kreatives aus der Nachbarschaft bestaunen oder erwerben.

Wenige Schritte weiter hatte das „PIKSL-Labor“ seine Tür weit geöffnet, um zu zeigen, wie Teilhabe in der digitalen Welt heute aussehen kann. „Wir wollen Menschen mit Handicap die Scheu oder gar Angst vor der Computerwelt nehmen, ihnen helfen, Smartphone, Tablett oder PC ganz selbstverständlich im Alltag zu nutzen – zum Beispiel bei Terminvereinbarungen für den Arzt oder Behörden“, erläuterte Falk Bengelsdorff vom PIKSL-Labor. Und solche Veranstaltungen wie die am 4. Mai sind natürlich eine gute Möglichkeit, eigene Angebote für die Öffentlichkeit, wie das „Offene Labor“ an jedem Donnerstagnachmittag sowie künftig am Samstag, bekannt zu machen.   

Starkes Signal aus Friedrichshain

Mit dabei auch die Friedrichshainer „Verstehbar“, das Berliner Büro für Leichte Sprache mit Adresse in der Kopernikusstraße. Die Mitarbeitenden informierten über ihre Angebote und warben für den Aktionstag für leichte Sprache am 30. Mai, an dem mit einem bunten Programm für dieses Thema geworben werden soll.

Bianca Szepaniak aus Mitte kam hier mit der Behindertenbeauftragten von Friedrichshain-Kreuzberg, Ulrike Ehrlichmann, über die am nächsten Tag bevorstehende große Demonstration zum Protesttag in Berlin ins Gespräch. „Ich wünsche mir dafür einen ruhigen Verlauf, und dass auf der Demo mehr Hilfe für behinderte Menschen angeboten wird“, sagte Bianca Szepaniak. Ulrike Ehrlichmann findet solche Aktionen wichtig. Sie sagte: „Veranstaltungen wie diese machen Inklusion sichtbar und stadtweit erlebbar. Das ist hier heute mit viel Engagement sehr gut gelungen. So ein Tag, Anfang Mai, sollte an diesem Ort bald für jeden so selbstverständlich sein wie Veranstaltungen anlässlich des Tages der Arbeit.“

Musik mit Bratsche und „Weltmeise“

Im zweiten der Höfe fand ein buntes Bühnenprogramm statt. Hier luden auch Kaffee und Kuchen – letzterer durchweg von den Bewohnern selbst gebacken – zum Verweilen ein. Und in den Umbaupausen sorgte ein Clown für gute Stimmung beim Jonglieren-Lernen. Lyn Harms, die von Januar bis März im Beschäftigungsbereich der Warschauer Höfe ein Praktikum absolviert hatte, begeisterte mit ihren Versionen von Radio-Klassikern auf der Bratsche. Und zum Abschlusskonzert spielte die Band „Weltmeise“ auf. Seit zwei Jahren trifft man sich zum wöchentlichen Proben, alle Fünf arbeiten im sozialen Bereich und drei von ihnen unter dem Dach der Stiftung.

Der dritte Innenhof bot zahlreiche Angebote für Kinder wie Stelzenlauf, Malen und Zöpfe-Flechten. Hier konnte man auch Holzwaren oder Upcycling-Objekte entdecken, die im Beschäftigungsbereich der Höfe entstanden waren. „Das werden wir intensiv fortsetzen“, erläuterte Frank Seewald, Verbundleitung Berlin. Mit Hilfe einer Förderung der „Aktion Mensch“ in Höhe von 5.000 Euro und unter fachlicher Begleitung durch den NABU und das Diakonische Werk soll der Hof insektenfreundlich begrünt werden, und zwei Baumpatenschaften im Kiez kommen auch noch dazu. Teilhabe mit Außenwirkung und Nachhaltigkeit.

Eindrücke aus den Warschauer Höfen

Aktionstag in Erkner am 5. Mai

Miteinander wird in Erkner großgeschrieben. Dort gab es eine gemeinsame Aktion mit der Stadt, Vereinen, Schulen und der Kirchgemeinde. Start war um 10.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche. Beeindruckt hat die Aufführung des Theaterstücks „Lebensstationen“ der inklusiven Theatergruppe der Wohnstätte Gottesschutz. Das Stück erzählte Geschichten aus der Kindheit, der Jugend, vom Verliebtsein, von der Arbeit, vom Älterwerden und dem Lebensabschied. Pfarrer Schwarz fragte: Was ist macht im Leben wirklich glücklich? Dass wir uns gegenseitig helfen! Wenn wir alles zusammenstehen, dann kann alles gut werden. Lautstark wurde dazu die Gottesschutz Hymne Hand in Hand gesungen.

Demo machte auf die Rechte von Menschen mit Einschränkung aufmerksam

Nachdem Gottesdienst ging es auf die Straße, um auf die Notwendigkeit aufmerksam, Inklusion voranzubringen. Zuvor forderte Katrin Sawatzky, Leitung der Wohnstätten: „Jeder Mensch hat die gleichen Rechte. Auch Menschen mit Einschränkung. Aber nicht für alle ist das erlebbar. Deshalb braucht es dafür Engagement und eine laute Stimme.“ Das unterstrich auch der Bürgermeister Henryk Pilz. „Wir in Erkner setzen uns mit Ihnen für Inklusion ein.“ Er forderte: „Seid laut, damit alle Ihre Forderungen hören und unterstützen.“

120 Menschen zogen durch Erkner mit Trillerpfeifen und Protestplakaten. Das war nicht zu überhören und nicht zu übersehen. Auf den Plakaten war zu lesen: „Ich bin etwas wert, Gleiche Behandlung für alle. Ich will entscheiden, wo ich lebe. Eine Lebenswelt für alle.“ Und so waren auch die Sprechchöre: „Gleiches Recht für alle. Keine Benachteiligung von behinderten Menschen.“ Die Aktion endete in einem bunten Fest auf dem Kirchplatz mit Leckereien kredenzt vom Gottesschutz Waldcafé und Informationen der Vereine über das gemeinsame Engagement für Inklusion und Gemeinschaft in Erkner.

Eindrücke aus Erkner

Schon am 3. Mai fand ein Aktionstag in Fürstenwalde statt 

Die Gestaltung des Tages wurde im Rahmen der AG Inklusives Fürstenwalde erarbeitet. Die Auftaktveranstaltung fand auf dem Marktplatz statt. An einen Wunschbaum konnten Passanten Wünsche und Anregungen auf bunten Blättern für ein barrierefreies und tolerantes Fürstenwalde formuliert werden. Diese Wünsche dienen als Anregung der weiteren Arbeit der AG Inklusives Fürstenwalde. Bei einem Spaziergang wurden in Fürstenwalde werden Orte gekennzeichnet, an denen Barrierefreiheit nicht oder nicht ausreichend gegeben ist.

© Wolfgang Kern / Andreas Gerlof