Lobetaler Adventskalender
Es klopft!
„Hallo Herr Tschentscher!“
Mein alter Freund Ralf E. bin gewillt zu denken,
das wäre aber fachlich wohl nicht richtig! Menschlich???
Er ist Leistungsberechtigter! Ich nicht mehr
Bezugsbetreuer!
„Darf ich dir was zeigen?“
Ich weiß was kommen könnte und meine Ahnung
bestätigt sich: Handschellen und eine rote
Dampflokomotive BR (für Baureihe) 01 in Spurweite TT.
Glänzende Augen, nicht nur bei meinem „alten Freund“!
Die Lok ist ein super Ding, Modellbahner wissen Bescheid!
Wir haben beides gemeinsam gekauft, vor ungefähr 15 Jahren, auf unseren regelmäßigen Fahrten in der Adventszeit in das große Berlin, Nähe Europacenter! Es waren schöne Touren!
„Finden Du schön?“, die obligtorische Frage zu den Handschellen, die meinen „alten Freund“ regelmäßig begeistert. Meine Versuche, mein Unwohlsein bei den Gedanken an Handschellen und deren Verwendung in Worte zu fassen, kann ich vergessen. Für Ralf E. sind die Dinger mit das Schönste!
Aber eigentlich geht es mir nicht um die beiden Gegenstände, die meinem „alten Freund“ Freude machen, ich mußte an diese Begegnung denken, als ich Texte für die Gestaltung des Schaukastens zum 1. Advent gesucht habe. Dabei viel mir folgendes „Gedicht“ in die Hände:
Ein Herr tritt ein.
„Ich bins“ , sagt er.
„Versuchen Sie es noch einmal“, rufen wir.
Er tritt erneut ein.
„Hier bin ich“, sagt er.
„Es ist nicht viel besser“, rufen wir.
Wieder betritt er das Zimmer.
„Es handelt sich um mich“, sagt er.
„Ein schlechter Anfang“, rufen wir.
Er tritt wieder ein.
„Hallo“, ruft er. Er winkt.
„Bitte nicht“, sagen wir.
Er versucht es wieder.
„Wiederum ich“, ruft er.
„Beinahe“, rufen wir.
Noch einmal tritt er ein.
„Der Langerwartete“, sagt er.
„Wiederholung“, rufen wir, aber ach, nun haben wir zu lange gezögert,
nun bleibt er draußen, will nicht mehr kommen, ist weggesprungen, wir sehen
ihn nicht mehr, selbst wenn wir die Haustür öffnen und links und rechts
die Straße schnell hinunterschauen.
Reinhard Lettau
Wenn mein „alter Freund“ die Flügel des kleinen Bildes auf seinem Rücken getragen hätte, dann wäre doch alles klar, für jeden und sofort erkennbar. Oder?
Mit den Gefühlen und Bildern, die beim Lesen des Gedichtes in meinem Kopf entstanden sind, denke ich, ne, die Flügel braucht es nicht. Ist Ralf E. für mich der eine „Langerwartete“, der für mich die Zeit der Ankunft begreiflich, handfest macht, für den ich mir zeit nehmen sollte?
Wer klopft heute noch an Ihre Tür? Hören wir hin!