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Cottbuser Stadtmission: Päckchen packen für Bedürftige

© Thomas Kläber Nicole Fischer (li.) und Stefanie Ronneberger (re.) leiten die Arbeit der Cottbuser Stadtmission. Hier im Gespräch mit Besucherinnen und Besuchern.

Am 7. Dezember stand im Straßenkaffee der Cottbuser Stadtmission das Packen von Weihnachtstüten auf dem Programm. Unterstützung erhielt das Team in diesem Jahr vom Cottbuser Sänger Alexander Knappe.

Normalerweise organisiert die Cottbuser Stadtmission eine Weihnachtsfeier für einsame und bedürftige Menschen. Diese muss in diesem Jahr erneut wegen der Pandemie ausfallen. „Trotz der zahlreichen Einschränkungen werden wir dennoch an die Menschen denken, die einsam und alleine sind, die in sozialen Schwierigkeiten leben, kein Obdach haben oder sich in der Weihnachtszeit ausgeschlossen fühlen“, berichtet Stefanie Ronneberger, die mit Nicole Fischer das Straßenkaffee in der Wilhelm-Külz-Straße leitet. 

In der Woche nach dem dritten Advent werden die Päckchen an Bedürftige verteilt. „Das hat den Vorteil, dass wir auch diejenigen erreichen, die den Weg zu uns nicht wagen und aus unterschiedlichen Gründen keine Weihnachtsfeier besuchen.“ Immerhin: Durch diese aufsuchende Arbeit seien viele neue Kontakte entstanden, sagt Stefanie Ronneberger. 

Mit dem November bietet die Cottbuser Stadtmission wieder zusätzliche Hilfe für Obdachlose und Bedürftige an. In der Begegnungsstätte Straßenkaffee in der Cottbuser Wilhelm-Külz-Straße können sie sich täglich aufwärmen, in den Wintermonaten auch an den Wochenenden und feiertags, ihre Wäsche waschen oder bekommen eine warme Mahlzeit. Von November bis März wird jeden Samstag sowie an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr das Straßenkaffee geöffnet und durch Ehrenamtliche und Freiwillige betreut. 

© Thomas Kläber Päckchen packen für Bedürftige. Unterstützung erhielt das Team in diesem Jahr vom Cottbuser Sänger Alexander Knappe.

Wie alles begann

„Die ersten Anfänge waren schon in den 1970er Jahren“, berichtet Mitarbeiter Thomas Prescher. Damals schon habe die Cottbusser Klostergemeinde alleinstehende ältere Menschen um die Weihnachtszeit in die Schlosskirche zu einer kleinen Feier eingeladen. Nach der Wende weitete die Gemeinde das Angebot für bedürftige Menschen aus. „Auch Wohnungslose sollten eine warme Mahlzeit bekommen und sich Aufwärmen können“, erinnert sich Prescher. Lange sei dieses Angebot ausschließlich von Gemeindegliedern getragen worden. Ende der 1990er Jahre hat das Diakonische Werk dieses Aufgabenfeld übernommen. Thomas Prescher selbst ist seit 2001 mit dabei. Eine weitere Anlaufstelle, das Straßenkaffee, wurde in der Kolpingstraße geschaffen. Im August 2008 zog man dann in die Wilhelm-Külz-Straße und baute das Straßenkaffee als niedrigschwellige Kontakt-, Begegnungs- und Selbsthilfestätte für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten, vor allem im Bereich Wohnen, aus.

300 monatliche Besuche

Das Straßenkaffee bietet eine niedrigschwellige Beratungs- und Hilfestruktur, welche durch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtmission sichergestellt werden, um Menschen mit sozialen Schwierigkeiten bedarfsgerechte und perspektivisch sinnvolle Hilfen zur Teilhabe an der Gesellschaft zu vermitteln und einzuleiten. Die Hauptaufgabe ist die primäre Lebensverbesserung der Klientel, wie körperliche Hygiene, Bieten von Schutzraum und Ermöglichung von sozialem Austausch.

Eigentlich kennen wir fast jede und jeden

Geleitet wird die Arbeit von Nicole Fischer und Stefanie Ronneberger. Zusammen mit fünf weiteren Kollegen und Kolleginnen aus der ambulanten Betreuung, der sozialen Beratungsstelle und dem Bereich Streetwork sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch das Jobcenter Cottbus gefördert werden, und zahlreichen Ehrenamtlichen haben sie Wohnungslose, Obdachlose und einsame Menschen in Cottbus im Blick. Eigentlich kennen wir fast jede und jeden. Zwischen 3.000 und 4.000 Kontakte sind es jährlich. Rund 300 besuchen monatlich das „Straßenkaffee“, erhalten ein warmes Mittagessen, Beratung, eine warme Dusche oder Kleider zum Wechseln“, berichten die beiden. Vieles von diesen Angeboten sei wichtige Präventionsarbeit, damit sich die Situationen nicht noch weiter verschlimmern.

© Thomas Kläber Ein Meer von Weihnachtstüten: Diese werden am 14. Dezember im Begegnungszentrum "contact" in Sachsendorf an Bedürftige übergeben.


Oftmals Verwahrlosung von Menschen

Wenn das Team unterwegs ist, trifft es in vielen Fällen auf Verwahrlosung von Menschen in ihren Wohnungen. Sie erfahren davon durch Wohnungsbaugesellschaften oder die Fachstelle zur Vermeidung und Behebung von Obdachlosigkeit der Stadt Cottbus. Dann liegen Beschwerden vor oder Mietzahlungen bleiben aus. Mit beiden Institutionen besteht eine enge und gute Zusammenarbeit. „Ziel ist, dass die Bewohnerinnen und Bewohner in ihrer Wohnung bleiben können“, betont Nicole Fischer.  Oft seien es Menschen mit psychischer oder Suchterkrankung und mit Verschuldung, meist sind alle drei Dinge gegeben. Das Durchschnittsalter liege bei 40 - 45 Jahren.

Beziehungsarbeit gegen Problemspirale

Frau Fischer erklärt auch, wie es dazu kommt: „Menschen sind wegen ihrer Erkrankungen und ihrer Schamgefühle nicht mehr in der Lage, den Alltag zu bewältigen. Sie haben Angst, die Post zu öffnen. Behördenpost, Mahnungen, und Rechnungen laufen so ins Leere. So kommt eine Problemspirale in Gang. „Das Wichtigste in dem Zusammenhang ist Beziehungsarbeit. Wir versuchen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und Vertrauen aufzubauen.“ So entstehe eine tragfähige Grundlage, so dass die Themen nacheinander bearbeitet werden können. 

„Höchste Priorität hat das Wohnungsproblem. Dann folgen Themen wie Sucht und die Bearbeitung psychischer Probleme“, so Stefanie Ronneberger.  Sehr erfreulich sei, dass die meisten sich helfen lassen wollen und an einer Lösung mitarbeiten. 

© Thomas Kläber Die Cottbuser Stadtmission kümmert sich um Bedürftige und obdachlose Menschen. Im Straßentreff erhalten diese Menschen täglich ein warmes Mittagessen, können ihre Kleider waschen und sich beraten lassen.


Neue Herausforderungen

Eine neue Herausforderung besteht in der Versorgung von EU-Obdachlosen. Nicole Fischer schildert die Situation: „Wir erleben, dass sich für diese Menschen niemand zuständig fühlt. Wenn wir diese Menschen antreffen, dann können wir nur erste Hilfe leisten, wie Essen ausgeben und Kleidung zur Verfügung stellen.“ Fischer und Ronneberger setzten sich intensiv mit der Situation auseinander, um dann im Gespräch mit der Politik und der Verwaltung Lösungen zu finden.

Sorge bereiten auch die angekündigten Kürzungen von Bundesmitteln für die Arbeitsförderung. Folge könnte sein, dass weniger Unterstützende durch das Jobcenter zugeteilt werden. Diese braucht es, um den Straßentreff aufrecht zu erhalten.  Hier ist unklar, wie es weitergeht. 

Kontakt

Stadtmission Cottbus
Wilhelm-Külz-Straße 10a
03046 Cottbus
Nicole Fischer
Stefanie Ronneberger
s.ronneberger@diakonie-niederlausitz.de
T: 03 55 / 3 83 24 98

Info:

Die Cottbuser Stadtmission ist ein Arbeitszweig des Diakonischen Werkes Niederlausitz. Dieses wiederum ist seit 2018 Teil der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal im Verbund der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.