{Play}

Entdeckung: die Lobetaler Modelleisenbahn

Roland Schütze (64) feiert in diesem Jahr ein kleines Jubiläum. Seit 2005 ist er stolzer Besitzer einer Modelleisenbahn. Diese ist ein echter Geheimtipp und schwer zugänglich. Sie befindet sich im Keller des Hauses Horeb in der Ortschaft Lobetal.

Der Weg dorthin führt eine Treppe hinunter, dann geht es einen langen Flur entlang. Schließlich: Am Ende des Gangs findet sich ein selbst gemaltes Schild. Darauf ist zu lesen: „Lobetaler Modellbahn“.

„Ob er dazu von der Gründungszeit Lobetals inspiriert wurde, als noch eine Feldbahn Lobetal mit Rüdnitz verband und Baumaterial lieferte“, frage ich ihn. Ganz so war es nicht. Er sagt: „Eines Tages hatte ich einfach die Idee. Ich ging dann zu Frau Fritsch in die Wohnungswirtschaft. Ich fragte sie nach einem Raum, wo ich diese aufstellen konnte. Ich erhielt einen Kellerraum, den ich für eine kleine Miete übernehmen konnte.“

Roland Schütze konnte loslegen. Immer wenn er Geld hatte, kaufte er Schienen, Züge, Häuser, Landschaft und Elektronik. Er war Stammkunde in den Spielzeuggeschäften in Bernau. Hin und wieder war er auch in Berlin, um Raritäten zu erwerben. Anregungen holte er sich von den Miniaturwelten in Hamburg oder dem inzwischen geschlossenen LOXX am Berliner Alexanderplatz.

Eine kleine Welt für sich

Inzwischen hat er rund 500 Meter Schienen verbaut. Vier Züge sind unterwegs und fahren hin und her. Ein halbes Dutzend Kirchen laden zum Gottesdienst ein. Sogar eine Hochzeitsgesellschaft hat sich versammelt. Fabriken und Schulen sorgen für die Infrastruktur. Burgen, ein Jahrmarkt mit Karussell und Buden sowie Parks lassen keine Langeweile aufkommen. Je nach Stadtteil leben die Bewohnerinnen und Bewohner in Fachwerkgebäuden oder Miethäusern. Und wenn es dunkel wird, ist alles hübsch erleuchtet. „Alles selbst gemacht - die ganze Elektronik mit den sechs Schaltkreisen“, erzählt er. Roland Schütze ist stolz auf sein Werk.

 

Ich habe Lobetal viel zu verdanken

Herr Schütze kam vor 50 Jahren, 14 Jahre alt, von Brandenburg a.d.H. in die Lobetaler Einrichtung „Haus Bergauf“, die sich etwas außerhalb der Ortschaft Lobetal befand. Darin fanden Jugendliche mit sogenanntem herausforderndem Verhalten Hilfe und Begleitung. „Ich weiß noch genau Tag und Stunde, als ich dort einzog“, erzählt er. „Es war der 20. November 1970 um 13 Uhr, ein Freitag.“ 1979 zog er in die Ortschaft Lobetal, 1989 heiratete er seine Angela. Gemeinsam haben sie einen Sohn. 1993 ein erneuter Umzug nach Elisenau in das Betreute Wohnen mit dem Ziel der Verselbstständigung. Seit 1999 leben beide in Bernau in einer eigenen Wohnung. „Ich habe Lobetal viel zu verdanken“, blickt er dankbar zurück. „Ich habe lesen und schreiben gelernt, ich kann Keyboard und die Trompete spielen.“ Hin und wieder begleitet er die Lobetaler Veranstaltungen. So stimmte er beim Spatenstich des Neubaus für inklusives Wohnen in Brandenburg mit seiner Trompete das Lied: „Großer Gott, wir loben Dich an“.

Sein nächstes Projekt?

„Als nächstes möchte ich einen Verein der Modellbahnfreunde gründen und einen Raum im Erdgeschoss für meine Bahn anmieten.“ Das möchte er mit der Geschäftsführung der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal besprechen. Dann können auch mehr Menschen seine Modelleisenbahn anschauen, vielleicht auch mal Kinder aus der Lobetaler Kita. „Und natürlich will ich die Modellbahn erweitern. Dann soll auch eine Ortschaft Lobetal zu finden sein.“ Aber zunächst muss er erst mal wieder ein bisschen sparen.

PS: Für Kenner: Herr Schütze hat eine Bahn in Spur N und Spur Z

02.12.2020
JK