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Ein Ort, der das Leben umarmt – 20 Jahre Diakonie-Hospiz Lichtenberg



Über 100 Mitarbeitende, Ehemalige, Ehrenamtler und Gäste der Diakonie-Hospiz Lichtenberg feierten am 9. Mai in der Kirche und im Festsaal des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge (KEH) 20 Jahre Diakonie-Hospiz Lichtenberg. Es war eine fröhliche Feier des Lebens.

Dr. Johannes Feldmann

Dr. Johannes Feldmann, ehemaliger theologischer Vorstand der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, stellte in den Mittelpunkt das Bild eines Baumes. Er findet in der Bibel vielfach Erwähnung. Er stellt dieses Bild in den Zusammenhang des Hospizes. Vor 20 Jahren gepflanzt, würde er in seinem 20. Jahr gute Früchte tragen. Heute stehe der Baum mit festen Wurzeln an seinem Standort. Mancher habe vor zwei Jahrzehnten daran gezweifelt, dass dieser Standort des Hospizes auf dem Krankenhausgelände und neben einer Kindertagesstätte richtig sei. Die Geschichte des Hauses habe das Gegenteil bewiesen.

Das Bild des Baumes, so Pastor Feldmann, passe hier aber auch noch in anderer Hinsicht: Er stehe für die „Jahreszeiten“ im Menschenleben, das Blühen, für Kraft und Unverrückbarkeit, aber auch für das fallende Laub im hohen Alter. Und das Bild vom Baum tauge ebenso für die naturnahe Umgebung, hier im Landschaftspark Herzberge.

Grußworte –Vielfach und herzlich

Pastor André-Sebastian Zank

Pastor André-Sebastian Zank, als Hospizleiter und Geschäftsführer, eröffnete die anschließende Feier im Festsaal des KEH mit einer persönlichen Erinnerung an seine ersten Kontakte mit dem Hospizgedanken. Im Jahr 1989, damals noch in der Pflegeausbildung, habe ihn der Ausspruch des holländischen Sterbeforschers, Paul Sporken, geprägt: „Wer einen Menschen begleiten will, der muss lernen, ‘die zweite Geige‘ zu spielen. Die Melodie der zweiten Geige dient der ersten Geige, sodass deren Melodie umso schöner und strahlender zum Leuchten kommt.“

Susanne Kahl-Passoth

Susanne Kahl-Passoth ehemalige Theologische Geschäftsführerin des KEH und Direktorin des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, erinnerte in ihrem Grußwort an Tabuisierungen und Unsicherheiten beim Thema Sterben in den 80er Jahren. 2000, so erinnerte sie sich, sei hier der Gedanke der Hospizgründung an diesem Ort entstanden, heute sei das Haus eine Institution im Kiez. „Hospize stehen dafür, dass das Sterben zum Leben gehört“, fasste sie zusammen.
 

Dr. Catrin Goksch

Dr. Catrin Goksch, Lichtenberger Bezirksstadträtin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Bürgerdienste, drückte aus, dass der Bezirk mit dem Hospiz und dem KEH „mit dem Herzen verbunden ist“.  Die CDU-Politikerin berichtete über die große Zugewandtheit, die sie hier bezogen auf die eigene Familie erlebt habe, dankte allen Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen und sicherte zu, die Hospizarbeit mit allen Möglichkeiten zu unterstützen.

Kontinuität und neue Trägerschaft

Der ehemalige Geschäftsführer des Lichtenberger Hospizes, Pfarrer Winfried Böttler, hatte eine Videobotschaft zum Geburtstag gesendet. Darin betonte er, dass er gern an die Gründung und die ersten Betriebsjahre des Hospizes zurückdenke. Mit großer Dankbarkeit blicke er auf die Kontinuität des Hauses und auf die Verbundenheit zu seiner Person.

Jeannette Pella, Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, wies mit dem Hinweis auf die Standorte Berlin, Bad Kösen, Wandlitz und Lichtenberg darauf hin, welch bedeutende Rolle die Hospizarbeit in der Stiftung spiele. Die Übernahme der Trägerschaft für das Lichtenberger Hospiz durch die Stiftung im vergangenen Jahr habe gute Gespräche gebracht und einen Prozess eingeleitet, in dem man viel voneinander lernt. Schon während ihrer langjährigen Tätigkeit für „Leben lernen“ hatte sie Berührungspunkte mit dem Diakonie-Hospiz gehabt. Wann immer nötig, habe man hier Hilfe bei Trauer und beim Abschiednehmen, Wärme und Geborgenheit gefunden. „Für mich war und ist das immer ein umarmender Ort.“

Anne-Susanne Dreßke

 

Anne-Susanne Dreßke, Geschäftsführerin des Hospiz- und Palliativverbandes Berlin e. V., lobte den Teamspirit des Lichtenberger Hospizes, das ein Rückgrat im Berliner Verband sei. Seine Arbeit strahle über das Hospiz hinaus, habe geholfen, dass das Sterben heute weniger tabuisiert wird als noch vor weniger Jahren. Ein Ergebnis einer „oft bis zur Schmerzgrenze fordernden Arbeit“.

Andrea Wagner-Pinggéra

 

Andrea Wagner-Pinggera, ehemalige Theologische Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal und jetzige Vorständin bei Bethel, wünschte dem Lichtenberger Hospiz und seinem Team viele weitere erfolgreiche Jahre.

Viele Engagierte – großer Kreis

Zum Abschluss der Festveranstaltung stellte das Hospizteam die Vielfalt seiner Arbeit dar: „Wir sind ein Teil von einem Kreis, ohne Anfang und ohne Ende…“ – diese erst von wenigen, dann von vielen gesungenen Worte begleiteten einen Kreis-Lauf, bei dem auf großen Schrifttafeln nach und nach viele Stichworte und Beteiligte des Hospizalltages gezeigt wurden: Leitung – Pflege – Physio – Azubi – Ärzte – Sozialdienst – Hauswirtschaftskräfte – Ehrenamt – ambulanter Hospizdienst – Apotheke – Trauerbegleitung – Supervision – Springer-Pool – Bestattungsinstitute – Reinigungsdienst – Sozialdienst …

Brigitte Rosner

Brigitte Rosner, Krankenschwester im Lichtenberger Hospiz, erläuterte, dass das Team sich als Teil des Lebenskreises und als Brückenbauer sehe.

Katja Möhlhenrich-Krüger

Konzert und Hausführung 

Nach einer Stärkung am Büffet konnten die Gäste des Geburtstages einem Klassik-Konzert lauschen oder das Hospizgebäude selbst besuchen. Sina Carla Chikar, vom Sozialdienst des Hospizes, führte durch die Räume. Man erfuhr, dass im Bedarfsfall auch Angehörige mit einziehen können und es auch die Möglichkeit zum Pflanzen eigener Bäume gibt. Der Weg führte vorbei am Pflegebad, am Garten, den man auch im Pflegebett erreichen kann und an der Bilderausstellung im ersten Stock, die eine ehemalige Bewohnerin dem Haus geschenkt hatte. Jeannette Pella sagte, was wohl viele zutiefst empfunden haben: „Wir feiern hier das Leben.“

Andreas Gerlof