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25 Jahre bunter Lebensraum und kreative Inspiration! 25 Jahre Beschäftigungstagesstätte im Café Ida des GPVA

Dieses Arbeitsprojekt macht mein Leben lebenswert.“ Gibt es ein schöneres Kompliment an die Beschäftigungstagesstätte Café Ida des Gemeindepsychiatrischen Verbundes und Arbeitsprojekte (GPVA)? 

Ein Beschäftigter sagte dies in einem Videostatement anlässlich des 25jährigen Jubiläums, das am 5. Oktober im Café Ida in Berlin-Charlottenburg gefeiert wurde. Frau G., ebenfalls Beschäftigte, wurde in dem Kurzfilm etwas ausführlicher: „Das Arbeitsprojekt bedeutet, dass ich neuen Lebensmut gefunden habe. Das war nicht immer so. Ich habe wieder zugelassen, dass Menschen auf mich zukommen. Das ging eine Weile nicht. Ich habe mich immer zu Hause versteckt. Und jetzt komme ich mal aus mir raus. Ich kann mich anderen anvertrauen, weil die alle sehr nett zu mir sind. Und ich mag das Arbeitsprojekt sehr, weil ich neue Sachen kennen gelernt habe. Ich kann Nähen, Papier schöpfen, Dokumentenmappen machen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das kann. Sehr viel Spaß macht auch das Kochen. Es ist einfach wieder etwas eingetreten in meinem Leben, das ich vorher nicht dachte.“

Ein Dutzend weiterer Menschen kamen in dem Kurzfilm zu Wort, der durch die Film- und Fotogruppe für das Jubiläum produziert wurde. Das Leben dieser Frauen und Männer ist aus dem Tritt geraten. In der BTS können sie so sein, wie sie sind. Sie erfahren Wertschätzung und können ihre Fähigkeiten in unterschiedlichen Tätigkeiten verbessern und entfalten.  Alle sind sich in dem Film einig: Die Beschäftigungstagesstätte hilft mir, mein Leben zu bewältigen.“ Genau darum geht es. 

„In den letzten 25 Jahren haben Sie eine erstaunliche Reise zurück gelegt“, sagte Bereichsleiterin der Teilhabe in ihrer Begrüßung. „Heute können Sie stolz auf vielfältigen Angebote blicken wie das offene Atelier, Bewegungsgruppen, eine Fotogruppe, eine Dokumentenmappengruppe, eine Gruppe „Biene und Friends“ und vieles mehr. Diese Angebote tragen dazu bei, dass die Beschäftigungstagesstätte ein Ort der Unterstützung, Kreativität und Gemeinschaft ist.“

Im Jahr 1995 begann die heutige BTS als eine ausgelagerte Arbeitstherapie der damaligen Sonderkrankenhäuser Haus Erlengrund und Haus Birkenhain, unter der Schirmherrschaft des DRK, in den Räumlichkeiten des Ärztehauses am Tegeler Weg. Finanziert wurde der Start durch die Aktion Mensch.

Im Jahr 1998 übernahm die zuständige Senatsverwaltung die Finanzierung von acht Plätzen. Diese Plätze konnten von bis zu 15 Menschen in Anspruch genommen werden und boten zudem die Möglichkeit für weitere 15 Menschen, durch Zuverdienstarbeit aktiv zu sein. 

Das Fazit von Frau Pella: „Es ist eine Geschichte voller Engagement, Wandel und kontinuierlicher Weiterentwicklung.“

Bei einem Rundgang wurde beeindruckend gezeigt, wie Kreativität, Zusammenhalt, Inspiration und Lebenssinn zusammenkommen und den Teilnehmenden Halt und persönliche Perspektiven geben. In den Werkstätten steht die Handarbeit im Mittelpunkt. Es wird genäht, mit Naturmaterialien gearbeitet. Abfall umgewandelt in nützliche und schöne Dinge. In der Holzwerkstatt entstehen Dekoartikel. Die Nähstube fertigt Lavendelsäckchen und kleine Taschen. Die Arbeit ist zerlegt in viele kleine Produktionsschritte, so dass jede und jeder sich mit seinen Möglichkeiten beteiligen kann. Die Dinge können dann im Café Ida erworben werden oder auf Weihnachtsmärkten. „So strahlen wir in den Sozialraum hinein und werden über diesen Standort hinaus bekannt“, erklärt dazu Anja Tschentscher, Leiterin der BTS.

Johanna Klusch, die mit Timo Siefkes den GPVA leitet und berlinweit weiterentwickelt, beschreibt schließlich die BTS als einen besonderen Ort: „Die BTS ist ein Sinnort, ein Lebensort, ein Ort der Gemeinschaft, ein Ort der Vielfalt, der Anerkennung und Wertschätzung bietet. Hier können die Menschen Kraft schöpfen über den Alltag hinaus.“

So wurden in den 25 Jahren unzählige gute Geschichten geschrieben. Und jede einzelne ist wertvoll. Es ist eine Geschichte, an der viele mitgeschrieben haben. Deshalb gilt der Dank „allen, die uns auf dieser Reise begleitet haben, all den wunderbaren Menschen, die Teil unserer Gemeinschaft sind. Mögen die kommenden Jahre genauso bunt, kreativ und voller Liebe sein wie die letzten 25 Jahre.“ Das sagte Frau Pella am Ende ihrer Begrüßung. Wir recht sie hat!

Wolfgang Kern 

 

Lobetal/Berlin, 11.10.2023