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Menschen brauchen einander - Feierliche Einweihung Paul-Gerhardt-Haus

Feierlicher Akt: Riesige rote Schleife, die vor dem Hauseingang des Gemeindehauses angebracht war, wurde von Geschäftsführer Martin Wulff und Pastorin Wagner Pinggéra sowie Pastorin Kruse und Ortsvorsteher Dr. Hartmann auseinandergezogen.© Raimund Müller

„Menschen brauchen einander – so entstanden vor ca. 100 Jahren neue Orte innerhalb einer Kirchengemeinde, um gemeinsam Freizeit zu verbringen, zu singen, zu beten, zu erfahren, was die biblischen Themen für uns heute bedeuten, um zu feiern und sich zu begegnen – das war die Geburtsstunde der sogenannten Lobetaler „Gemeindehäuser“.

Pastorin Michaela Fröhling brachte es während des Festgottesdienstes am Sonntag, den 7. Mai auf den Punkt. Denn an diesem Sonntag wurde eines dieser Häuser, das „Gemeindehaus Paul-Gerhardt“ feierlich neu eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Zuvor fand in der Lobetaler Kirche ein festlicher Gottesdienst mit dem Lobetaler Chor und dem Bläserchor statt.

Über 90 Jahre nachdem das Paul-Gerhardt-Haus in Lobetal entstanden war, wurden Sanierungen im gesamten Gebäude fällig. 1930 als Altenheim im Ort gebaut, wurde das Haus ab ca. 2005 von der Kirchengemeinde genutzt. Nun wurde das in die Jahre gekommene Paul-Gerhardt-Haus der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal ab 2019 unter anderem durch die WKB Hochbau Beeskow umfassend saniert. Viele Umbau- bzw. Sanierungs-Überlegungen waren dem vorausgegangen. Die Bauarbeiten starteten mit dem Freilegen und Abdichten des Mauerwerkes. Auch die Regen- und Abwasserleitung wurde im und um das Gebäude komplett erneuert. Im Keller wurden die alten Fußböden entfernt und zeitgleich fanden im restlichen Haus Abbrucharbeiten für neue Raumaufteilungen statt. Auch ein barrierefreies WC wurde nachgerüstet. Anschlüsse für die Küchen wurden neu gelegt, auch für Veranstaltungen im Gemeindesaal.

Außen fand eine Überarbeitung der Klinkerfassade statt, aber innen konnte das Paul-Gerhardt-Haus bereits teilweise wieder durch die Kirchengemeinde genutzt werden. Dann kam Corona und im Gemeindesaal konnten aufgrund der Einschränkungen kaum Veranstaltungen stattfinden. Von April 2021 bis zum Frühjahr 2022 wurde der Gemeindesaal als Lobetaler Testzentrum genutzt. Außerdem stand ein letzter Bauabschnitt im Obergeschoss noch aus.

Zum Abschluss des festlichen Gottesdienstes in der Lobetaler Kirche verwies Pastorin Fröhling mit der Hoffnung eines Pilgers auf den Weg ins Neue: „Brechen wir auf wie ein Pilger und freuen uns auf das neue Gemeindehaus als ein Haus Gottes, welches mit seinen Steinen auf Jesus Christus als den lebendigen Fels in Ewigkeit verweist.“  Gemeinsam gingen alle Besucher hinüber zum Paul-Gerhardt-Haus. Dort wurden sie empfangen von Geschäftsführerin Pastorin Andrea Wagner-Pinggéra, Geschäftsführer Martin Wulff sowie Pastorin Elisabeth Kruse und Pastorin Michaela Fröhling. „Es war ein langer Weg bis zum heutigen Tag. Und wir sind nun am Ende dessen angekommen und dankbar, dass wir das Haus wieder in seiner ganzen Schönheit nutzen können.“, sagte Elisabeth Kruse.

„Liebe Festgemeinde“, begrüßte Geschäftsführer Martin Wulff die Gäste. „Wenn wir heute die Eröffnung feiern, dann denke ich auch daran, dass wir es hätten durchaus früher machen können, aber Corona kam uns dazwischen. Doch wenn Not ist, dann ist die Kirchengemeinde da um zu helfen und sie ließ uns die Räumlichkeiten als Corona-Testzentrum nutzen, das gehörte auch zur Arbeit der Stiftung. 700.000 Euro wurden für die Sanierung des Gemeindehauses aufgewandt. „Und“, so Martin Wulff weiter: „Es hatte im letzten Jahr Sturmschäden gegeben und der Glockenstuhl unserer Kirche war betroffen. Wir haben einen Bauantrag für einen neuen und höheren Glockenstuhl gestellt, sodass die Glocken nach dem Neubau über ganz Lobetal noch besser zu hören sein werden.“

Ortsvorsteher Hartmann: „Veränderung ist am Anfang hart, in der Mitte chaotisch und am Ende wunderbar“, zitierte er einen Spruch von Robin Sharma. „Jetzt ist das Haus wieder neu entstanden und ich freue mich sehr, dass die Hoffnungstaler Stiftung das in die Hand genommen hat. Damit werden es viele unterschiedliche Gruppen der Kirchengemeinde nutzen können. Die Arbeitsbedingungen haben sich für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verbessert. Ich wünsche dem Haus eine schöne Zukunft als Zentrum unserer Gemeinde.“

Ihren Dank für die großzügige Finanzierung durch die Hoffnungstaler Stiftung brachte auch Pastorin Elisabeth Kruse zum Ausdruck. „Danke auch an alle, die neben ihren täglichen Arbeiten, auch ehrenamtlich, beim Räumen und Herrichten mitgeholfen haben.“ Dann ging es zum feierlichen Akt über, denn es galt eine riesige rote Schleife, die vor dem Hauseingang angebracht war, zu entfernen. Gemeinsam taten das nun die beiden Geschäftsführer, Pastorin Kruse und Ortsvorsteher Dr. Hartmann. Sie zogen das leuchtend rote Band auseinander.

Neugierig betrat nun, erst zögerlich, dann entschlossener, einer nach dem anderen das Haus. Bereits im ersten Raum wartete ein langes, leckeres Büfett auf die Gäste. Sonnenstrahlen brachen sich den Weg durch die Fenster und Räume, streiften die schönen grünen Palmen, wiesen den Weg hinaus in den Garten, in dem ebenfalls viele Stühle und Tische sowie Leckeres vom Grill auf die Besucher wartete.

Die Besichtigung des Hauses war eine Entdeckungsreise vom Keller bis unters Dach. Helle freundliche Räume überall, auch für die Junge Gemeinde, mehrere komplett eingerichtete Küchen, die nur auf ihre Inbetriebnahme warten, lange Flure, schöne alte Türen, das Treppenhaus, über das in all den Jahrzehnten tausende Füße hinauf- und hinabgestiegen sein mögen, schöne und zweckmäßige Büros.

Und überall der christliche Geist Lobetals, der ein ganz besonderes Flair verbreitete, welche Tür auch geöffnet wurde. Es wurden Herzen geöffnet und Bilder, die bereits längst vergangene Generationen immer wieder in Hoffnung, Freude, Angst oder festem Glauben betrachtet hatten. Sie erschienen in neuem Glanz. So zum Beispiel im Büro von Gemeindepädagoge Lothar Dehn, der sich erinnerte, dieses eine Bild schon als kleiner Junge vor dem Einschlafen angeschaut zu haben.

Selbst der Keller, der auf besonders liebevolle Weise saniert und eingeräumt wurde, schien in Erwartung künftiger gemeinsamer Erlebnisse. Das ganze Haus war wie von einem warmen Sommerwind durchweht und mit Freude von den Gästen angenommen. Viele Veranstaltungen sind demnächst geplant.

Mit Spiel und Unterhaltungen sowie gemeinsamen Singens und dem Segen für das Haus endete dieser warme und bedeutsame Tag.

(Renate Meliß)