{Play}

Treffpunkt Vielfalt in Ladeburg: Hier werden Träume wahr

Patricia Zimmler, Inhaberin Seeschloss Lanke (l.); Axel Schurich, Leiter Treffpunkt Vielfalt (r.) freuen sich über die Möglichkeit der Beschäftigung, die Frau Stamm (m.) gefunden hat.

Zwei Jahre ist es her, seit Familie Stamm mit der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal Kontakt aufgenommen hat. Ihnen ging es um eine gute Perspektive für ihre Tochter, vor allem um deren Selbstständigkeit. Zu Lobetal haben sie Vertrauen. Sie wünschten sich, dass ihre inzwischen 25 Jahre alte Tochter einen Ort findet, der ihr guttut und an dem sie sich entfalten kann.

Der erste persönliche Kontakt kam dann ein gutes halbes Jahr später mit Axel Schurich zustande. Er leitet den Treffpunkt Vielfalt (TreVie) in Ladeburg. Dort erhalten Menschen mit einer Beeinträchtigung Beschäftigung im Rahmen der Tagesstruktur. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Unser Ziel ist es, den Beschäftigten eine Perspektive zu geben und sie ins Arbeitsleben einzugliedern“, erläutert Axel Schurich. Das sei bereits mehrmals gelungen.

Er erinnert sich noch gut an das erste Aufeinandertreffen: „Frau Stamm war schüchtern, zurückhaltend, wirkte unsicher“, erinnert sich Herr Schurich.  Zum Kennenlernen vereinbarte er eine Hospitation im TreVie. So konnte die junge Frau die Beschäftigungsangebote kennenlernen. In der Hospitation war sie dann nicht mehr wieder zu erkennen. Sie war neugierig, interessiert und redete ohne Punkt und Komma. Von Schüchternheit keine Spur. Axel Schurich berichtet: „Sie ist hier richtig aufgetaut, und sie zeigte, dass Sie vielfältige Interessen und Begabungen hat.“ Für ihn war klar: Frau Stamm tun die Arbeit, die sozialen Kontakte und die zeitweise räumliche Trennung von ihrem Zuhause gut. Und in ihr schlummert eine Menge Potential.

Frau Stamm (l.) und Frau Zimmler prüfen die Reservierungen.

Doch eine Kostenübernahme für einen Platz im TreVie durch den Landkreis gestaltete sich schwierig. Axel Schurich ließ sich dadurch nicht entmutigen. Im Gespräch mit Frau Stamm kristallisierte sich heraus, dass sie gerne im Einzelhandel oder in der Gastronomie arbeiten möchte. Immer wieder sagte sie: „Ja, ich will das unbedingt“. Herr Schurich aktivierte sein Netzwerk. Dazu zählt auch die Inhaberin des Seeschloss Lanke, Patricia Zimmler. „Können Sie sich vorstellen, Frau Stamm eine Chance zu geben?“ Frau Zimmler musste nicht lange überlegen. Schließlich fehlt es an gutem Personal an allen Ecken und Enden. Und Frau Stamm? Keine Frage. Natürlich war sie sofort damit einverstanden. 

Ohne lange zu zögern organisierte Axel Schurich einen ausgelagerten Praktikumsplatz, so dass alle schauen konnten, ob der gemeinsame Weg zu realisieren ist.“ Nach vier Wochen waren sich Frau Stamm, das Seeschloss Lanke und die Eltern einig, einen Arbeitsplatz zu ermöglichen. Mit dem Landkreis Barnim fand man gemeinsam eine Lösung. Dieser bewilligte ein persönliches Budget. Die hervorragende Entwicklung von Frau Stamm hat diese Entscheidung möglich gemacht.

Ganz in Ihrem Element: Frau Stamm bereitet einen Raum für eine Feier vor.

Frau Stamm erhielt zunächst eine Arbeitsvereinbarung. Das hängt damit zusammen, dass sie noch unter der Betreuung ihrer Eltern steht. Mit dem persönlichen Budget wird die Beschäftigung und die besondere Begleitung finanziert, die das Hotel aufbringt. Frau Stamm ist nun in der Regel montags bis freitags im Seeschloss anzutreffen. 30 Stunden arbeitet sie dort, 30 Tage Urlaub sind im Vertrag vereinbart. „Frau Stamm hat sich in kürzester Zeit eingearbeitet. Sie ist fleißig, umsichtig und freundlich“, lobt Frau Zimmler ihre neue Mitarbeiterin. Und auch Frau Stamm ist ganz in ihrem Element. Morgens richtet sie das Frühstück, an der Theke Getränke sorgt sie für Getränke, erledigt die Bügelwäsche und bereitet die Räume für die Feierlichkeiten vor. Inzwischen arbeitet sie auch Auszubildende ein.

Axel Schurich hat weitere Pläne: „Als nächster Schritt sollte ein regulärer Arbeitsvertrag angegangen werden.“ Darüber ist er gemeinsam mit Frau Zimmler, den Eltern und Frau Stamm im Gespräch. Die Eltern müssen zunächst zustimmen, dass die in die Jahre gekommene Beurteilung ihrer Tochter aktualisiert wird. Doch das dürfte nur eine Formsache sein. Denn: diese haben nicht zu träumen gewagt, dass ihre Tochter solch einen Sprung in der Entwicklung macht. Sie sind der Stiftung sowie Axel Schurich und seinem Team unendlich dankbar. Axel Schurich weiß: „So was geht nur gemeinsam.“ Und hat dabei sein Team im Blick.

Traumfabrik TreVie? „Ein wenig schon“, meint Axel Schurich. Er freut sich für Frau Stamm, dass für sie ein Lebenstraum Wirklichkeit wurde. Das passt ganz und gar zu seinem Lebensmotto und zitiert dabei Joyce Meyer: „Setz Gott keine Grenzen, sondern wage es, einen großen Traum zu träumen!“

Fotos: © Mechthild Rieffel

08.11.2022