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Erster Preis für den besten Barnimer Honig des Jahres geht an Lobetal - Ein Honig, der Sinn macht.

Es ist ein schöner sonniger Samstagnachmittag. Auf dem Stadtgut Blankenfelde fand am 6. September das Naturparkfest Barnim statt. Neben vielen Ständen und Mitmachaktionen war der Höhepunkt die Preisverleihung zum Naturpark-Honig des Jahres.

Nahe der Bühne steht Sandra Szilat. Sie ist Sozialarbeiterin beim St. Georgen-Hospital, einer Einrichtung, in der die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal seit über 20 Jahren einen ambulanten Dienst für Menschen mit komplexen psychosozialen Problemlagen betreibt. „Es war vor etwa 3 Jahren, als ich mit den Klienten wie so oft an einem Mittwoch beim Frühstück saß. Der Tisch war gedeckt unter anderem mit gekauftem Honig“, erinnert sich Sandra Szilat. „Irgendwie kam da auf einmal die Idee auf, man könnte ja vielleicht hier in dem parkartigen Gelände selbst Honig herstellen.“  Frau Szilat ist selbst Imkerin. Da war der Anfang schon gemacht. Und so wurde mit einem Brutwabenableger ihres eigenen Bienenvolkes das Imkerprojekt gestartet.

Was also vor drei Jahren seinen Anfang nahm, sollte an diesem Tag seine Würdigung finden. Denn es ging um den Wettbewerb regionaler Imker und deren süßen Honig.  Wie schmeckt also der Barnim? Das prüfen jedes Jahr der Imkerverein und das Honiglabor des Länderinstituts für Bienenkunde Hohen-Neuendorf mit einer Fachjury.

Leiterin des Naturparks Aja Torkler lüftete das Geheimnis um den besten Honig: „Es ist mir eine große Freude, Ihnen heute hier im Stadtgut Blankenfelde die Preisträger des Wettbewerbs um den Wanderpokal des besten Barnimer Honigs bekannt zu geben“, begrüßte sie die Besucherinnen und Besucher. Mit ihr hatten sich auf der Bühne Imkerinnen und Imker aus Panketal, Wandlitz und Bernau eingefunden sowie Jens Kühne vom Imkerverein Bernau, der den Honigwettbewerb seit vielen Jahren organisiert. Special fact: Der Naturpark Barnim ist deutschlandweit der Einzige, der einen Honigwettbewerb unter ortsansässigen Imkern durchführt.

© Renate Meliß

Den ersten Platz des Naturpark-Honigs des Jahres mit dem Titel „Sommertracht Sankt Georgen“ ging an Sandra Szilat für diesen außergewöhnlichen Honig mit Götterbaum Nektar. Was ist das Besondere an diesem Honig? 51,8 Prozent der ausgezählten Pollen stammen vom Götterbaum, ein Lieblingsbaum für Bienen. Seine Blüten produzieren reichlich Nektar und wird von Bienen und anderen Insekten intensiv besucht. Dieser Honigspender findet sich relativ nahe des Sankt Georgen Hospitals, nämlich auf dem Alten Friedhof in der Bernauer Mühlenstraße. Der Anflug für die Bienen ist also recht kurz. 

Weitere Preise gingen an Sabine Strahl aus Panketal, die den 3. Preis belegte sowie an Maria Schlehdorn aus Wandlitz, welche sich über die Zweitplatzierung freute.

Insgesamt wurden 15 Honigsorten von der Jury verkostet und geprüft. „Um ein Glas Honig zu füllen, sind Millionen Bienenanflüge nötig. Viele Landschaften bieten sich hier im Naturpark Barnim mit ihrem Blütenreichtum an, im Gegensatz zu Landschaften, die vor allem landwirtschaftlich genutzt werden“, informierte Jens Kühne. Bei der Honiganalyse werden verschiedene chemische und physikalische Parameter wie Wassergehalt, Zuckerzusammensetzung (Fructose, Glucose, Saccharose, Invertzucker) und Säuregrad untersucht.

Der Leiter des Honiglabors im Bieneninstitut Hohen Neuendorf, Dr. Norman Tanner, bestätigt zum diesjährigen Honig: „Es handelt sich um sehr hochwertige Honige mit deutlicher Qualitätssteigerung. In diesem Jahr konnten wir reichlich Blüten-Nektar verzeichnen. Doch der Klimawandel zeigt sich auch hier durch einen erhöhten Anteil von Honigtautracht, was bei vielen Sorten einen kräftig-malzigen Geschmack ergibt. (Erläuterung: Die Honigtautracht ist eine Periode, in der Bienen große Mengen Honigtau sammeln, eine süße, klebrige Flüssigkeit, die von pflanzensaugenden Insekten wie Blattläusen aus dem Pflanzensaft ausgeschieden wird. Dieser Honigtau wird dann von den Bienen als Nahrung für den Stock gesammelt und verarbeitet, ähnlich wie Nektar.)

Freuen sich über die Auszeichnung „Bester Honig im Barnim“: Sandra Szilat (mitte) André Lantermann (re.) und Sebastian Sergel (li.). / © Renate Meliß

Sandra Szilat nahm den Wanderpokal mit großer Freude und gemeinsam mit André Lautermann und Sebastian Sergel entgegen, die das Imkerprojekt im Team vor Ort unterstützen. Eigentlich ist die Verleihung auch eine Würdigung für die beiden Männer. Sie sind die Macher und werden von der Imkerin Sandra Szilat angeleitet und unterstützt. Herr Lantermann und Herr Sergel sind langjährige Klienten der „Ambulanten Lebens- und Wohnbegleitung für abhängigkeitskranke Menschen“ (ALuWA) und leben dort in Wohngemeinschaften. ALuWA als ambulante Suchthilfe bildet zusammen mit dem Christophorus-Hof und dem Haus Horeb den „Verbund Suchthilfe und Psychiatrie“.

In Rahmen der ambulanten Betreuung haben die beiden mit fachlicher und tatkräftiger Unterstützung von Frau Szilat unter den Stichworten „aktive Freizeitgestaltung und sinnstiftende Beschäftigung“ dieses Bienenprojekt ins Leben gerufen und betreuen es sehr zuverlässig und kontinuierlich. Das Interesse von Herrn Sergel ist im Verlauf so gewachsen, dass er nicht nur kürzlich einen Imkerkurs absolviert hat, sondern im Garten seiner Wohngemeinschaft mittlerweile ein eigenes Bienenvolk betreut.

Der Honigwettbewerb dient übrigens nicht nur der Anerkennung der Imker, sondern auch der Qualitätsentwicklung des Honigs. Zufriedene Imkerinnen und Imker bedeuten eine hohe Bestäubungsleistung und damit den Erhalt der Biodiversität. Somit also auch ein Beitrag für Umwelt und Geschmack.

Renate Meliß / Wolfgang Kern