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Was hat Schokolade mit Flucht zu tun? - Ausstellung des Jugendmigrationsdienstes thematisiert in Eberswalde Schicksale junger Geflüchteter

Nach der Begrüßung durch Martin Wulff, Geschäftsführer der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, ging es erst einmal um Süßigkeiten. Christiane Goldschmidt, Leiterin des Jugendmigrationsdienstes, wollte wissen, was denn Schokolade mit Migration zu tun habe. Die Antwort: „Schokolade hat Migrationshintergrund und kommt wie viele Dinge aus anderen Ländern.“ Leider hätten es Menschen, die flüchten müssen, nicht so leicht wie die beliebte Schokolade. Auch wäre diese in der Regel nicht im Gepäck, wenn es auch sicher gut für die gestressten Nerven wäre. So konkret wie möglich solle die Ausstellung zum Nachdenken anregen und junge Menschen in ihrer Lebenswelt ansprechen mit Fragen wie: Was würdest Du in Deinen Flucht-Koffer packen? Wie möchtest Du gerne in einem fremden Land leben? Was braucht es, damit Du Tritt fassen und Dich sicher fühlen kannst?

Podiumsdiskussion zu Ausstellung: (vl) Mirjam Kislat, Respekt Coach am OSZ II Barnim, Christiane Goldschmidt, Leiterin JMD, Stefan Zierke, Parlamentarischer Staatssekretär im Familienministerium, Martina Kinzel, Moderation, Prof. Dr. Jan König, Sozialdezernent der Stadt Eberswalde.

Nicht immer positive Erfahrungen in Eberswalde

Darüber diskutierte Frau Goldschmidt mit Stefan Zierke, Parlamentarischer Staatssekretär im Familienministerium, Prof. Dr. Jan König, Sozialdezernent der Stadt Eberswalde, und Mirjam Kislat, Respekt Coach am OSZ II Barnim. Mit großer Wertschätzung betonte die Runde, wie wichtig diese Arbeit sei. Das Ministerium und die Stadt Eberswalde wollen weiterhin Mittel bereitstellen und unterstützen. Dennoch sei Luft nach oben. Die individuellen Erfahrungen geflüchteter Menschen in Eberswalde seien nicht immer positiv wissen Mirjam Kislat und Christiane Goldschmidt. Das habe eine Befragung im Vorfeld der Ausstellung bei Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ergeben.

Schwierigkeiten entstehen, weil die Anerkennungs- und Unterstützungsmöglichkeiten sich aus einem Mix aus komplizierten Wegen und Verfahren sowie Gleichgültigkeit und Vorurteilen ergäben. Deshalb brauche es Konzepte, die individuelle Situationen berücksichtigen, und Strukturen, die besser und flexibel auf Situationen eingehen, auch nicht so langwierig und träge sind. Doch ohne Haltung gehe es auch nicht: „Es braucht Zivilcourage, um Menschen mit Migrationshintergrund zu unterstützen“, betonte Ralf Klinghammer, Bereichsleiter der Jugendhilfe.

Was würde ich mitnehmen? In einen multimedialen Koffer können Ausstellungsbesucher hineinpacken, was sie auf der Flucht in eine ungewisse Zukunft mitnehmen würden.

„Die Ausstellung ist eröffnet“. Christiane Goldschmidt lud nach dem Podium zum Rundgang ein. Anschaulich erfärt man an einer Station, dass viele deutsche Wörter aus anderen Ländern stammen: Gitarre und Glas (Arabien), Papier (China), Jeans (USA), Tollpatsch (Ungarn) oder Kiosk (Persien). Weitere Stationen vermittelten den Besucherinnen und Besuchern die verschiedenen Arten und Bedeutungen von Migration mit Hilfe von Sprache, Musik und einem digitalen Koffer-Pack-Spiel.

Videobotschaften zum Thema „Heimat“

Ein weiterer Abschnitt beschäftigt sich mit dem Zusammenleben unterschiedlicher Menschen in Deutschland. Hier konnten eigene Vorurteile hinterfragt, gemeinsam Selfies aufgenommen und Wünsche und Ideen für ein Miteinander aufgeschrieben werden.

Der letzte Teil widmete sich schließlich der Begegnung. In Videobotschaften berichten junge in Deutschland lebende Migrantinnen und Migranten aus ihrem Leben. Sie erzählen, was Heimat für sie bedeutet und was ihnen im Leben wichtig ist. Ein Tisch mit dem Modell einer Stadt zeigt Fragen und Probleme auf, mit denen Zuwanderer in der neuen Heimat oft konfrontiert werden. Wie kann man beispielsweise seinen Abschluss anerkennen lassen? Wie ein Konto eröffnen? Und wo kann man andere Leute kennenlernen? Bei diesen Fragen kommen die Jugendmigrationsdienste ins Spiel. Ihre Arbeit wird auf einer letzten Tafel vorgestellt.

Christiane Goldschmidt (mi) führt durch die multimediale Ausstellung.

Der Jugendmigrationsdienst (JMD) ist ein Beratungsdienst, der junge Zuwanderinnen und Zuwanderer und junge Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere auch geflüchtete junge Menschen mit Aufenthaltsgestattung oder Duldung bei der Integration in die deutsche Gesellschaft unterstützt. Die Hilfen des JMD zielen dabei auf die sprachliche, schulische, berufliche, soziale und kulturelle Integration und sollen zugleich individuelle Benachteiligungen abbauen. Er fördert die interkulturelle Öffnung der sozialen Dienste für die besonderen Anliegen und Bedürfnisse junger Menschen mit Migrationshintergrund.

Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal ist mit dem JMD an vier Standorten (Eberswalde, Bernau, Oranienburg, Hennigsdorf) vertreten und begleitet rund 400 Geflüchtete.

28.09.2021