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Wie alles begann…

Vor 116 Jahren, am 28. März 1905, wurde der Verein Lobetal gegründet. Daraus wurde die heutige Hoffnungstaler Stiftung Lobetal

Pastor Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910), Leiter der großen Anstalt Bethel bei Bielefeld, sah es als wichtige Aufgabe an, Armut, Obdach- und Arbeitslosigkeit entgegenzutreten. Er erlebte 1904 in den überfüllten Obdachlosenasylen Berlins das Elend tausender Menschen, die unschuldig an den Rand der Gesellschaft gedrängt waren. Die unmittelbare Begegnung mit der Not und dem Elend der dort zu tausenden campierenden Menschen er­schütterte Bodelschwingh aufs Tiefste. Seine Forderung lautete »Arbeit statt Almosen«.

Arbeit statt Almosen

Eine Lösung musste her. Diese sah er in der Gründung des Vereins Hoffnungstal zu gründen. Damit verwirklichte er ein „Heimstätte“, die den arbeitswilligen Obdachlosen Berlins ländliche Arbeit bieten sollte. Zu diesem Zweck wurde in Rüdnitz bei Bernau die Arbeiterkolonie „Hoffnungstal“ er­richtet. Ihre neue Heimstätte sollten sich die Kolonisten „selbst auf­schlagen und dann in einem Wiesenthal sofort einen Garten anlegen und der guten Mutter Erde mit Schweiß und Arbeit wieder selbst ihre Nahrung abnötigen und wieder lernen, wie gut selbstverdientes Brot schmeckt.“ Jeder sollte sich als geachtete Persönlichkeit fühlen und hatte sein eigenes kleines „Stübchen“.

In Rüdnitz entstand 1905 die Arbeiterkolonie Hoffnungstal

Wegen des großen Zustroms wurde 1906 eine weitere Kolonie er­richtet. Westlich von Rüdnitz am Mechesee gelegen, erhielt sie den Namen „Lobetal“. V. Bodelschwingh hielt den Ort für passend, „dass in diesem schönen Tal Menschen dazu kommen können, Gott zu loben“.

Einladender Christus – Begegnung auf Augenhöhe (Lobetal um 1910)

Dass ihr mir niemanden abweist

„Dass ihr mir niemanden abweist!“ hatte Vater Bodelschwingh gefordert - durch die Gründung von Außeneinrichtungen wurde es möglich, immer mehr Menschen zu helfen. Außeneinrichtungen wurden gegründet in Dreibrück (1914), Reichenwalde (1925) und Blütenberg (1935) und seit 1922 gehörte das Heim „Gottesschutz“ in Erkner dazu. Der Ort Lobetal wuchs und wurde 1929 eine eigenständige politische Gemeinde. Der Anstaltsleiter übte hier in Personalunion das Bürgermeisteramt aus.

Friedrich v. Bodelschwingh (li) gründete den Verein Hoffnungstal. In Rüdnitz entstand 1905 die erste Arbeiterkolonie.

Hoffnung gegen die Not

Unvergessen ist der mutige Einsatz des Anstaltsleiters Pastor Paul Braune bei der Bewahrung des "lebensunwerten Lebens” im Nationalsozialismus. Er verfasste eine Denkschrift gegen die Euthanasie. Dafür wurde er für einige Wochen eingekerkert. Paul Braune nahm auch Menschen jüdischer Herkunft unter falschem Namen auf und bewahrte sie so vor dem sicheren Tod. Aber auch er konnte die von der Gestapo angeordnete Deportation von 13 jüdischen Menschen zu Ostern 1942 nicht verhindern. Ein Gedenkstein im Zentrum Lobetals erinnert daran.

Unruhige Zeiten

Nach Kriegsende kamen viele Flüchtlinge nach Lobetal. Hunderte starben durch Hunger und Seuchen. Ihrer gedenkt ein Mahnmal auf dem Lobetaler Friedhof. Am 18. Mai 1953 wurde Lobetal zeitweilig besetzt. Dieser Verstaatlichungsversuch konnte erfolgreich abgewehrt und Lobetals Bestand so auf Dauer gesichert werden.

Neuausrichtung der Arbeit

Im Laufe der Zeit vollzog sich ein Profilwandel. Mehr und mehr wandten sich die Hoffnungstaler Anstalten der Betreuung alter und behinderter Menschen zu. Schon seit den 1930er Jahren fanden immer mehr geistig behinderte Menschen Zuflucht und Betreuung in Lobetal und seinen Außeneinrichtungen. Nach dem Kriegsende prägte zunehmend die Behindertenhilfe die Arbeit der Hoffnungstaler Anstalten. Aus den Arbeiterkolonien wurden Einrichtungen für alte und behinderte Menschen. Viele neue Gebäude verbesserten die Lebensverhältnisse.

Epilepsieklinik nach Betheler Vorbild

Nach dem Mauerbau 1961 sahen sich die Epilepsiekranken im Osten Deutschlands plötzlich abgeschnitten von der hochqualifizierten Epilepsiearbeit der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel (vBAB) in Bielefeld. So ging man in Lobetal daran, in Zusammenarbeit mit Bethel und nach dessen Vorbild Behandlungsmöglichkeiten für Epilepsiekranke aufzubauen. Das Lobetaler Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie und Epileptologie erwarb im östlichen Teil Deutschlands unter Fachleuten und Patienten einen guten Ruf.

Hilfe für Abhängigkeitskranke

Der noch junge Arbeitszweig Hilfe für Abhängigkeitskranke (seit 1988) widmet sich in erster Linie der Betreuung Alkoholkranker. Zum Angebot gehören eine Nachsorgeeinrichtung, eine Dauerwohneinrichtung für die Betreuung mehrfachbeeinträchtigter abhängigkeitskranker Menschen und die Ambulante Lebens- und Wohnbegleitung.

Neue Rechtsform seit 2011

Mit dem Jahreswechsel 2010/2011 erhielten die Hoffnungstaler Anstalten Lobetal eine neue Rechtsform. Die „Hoffnungstaler Stiftung Lobetal“ löste die bisherigen Anstalten ab. Gleichzeitig wurde die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal vierte Stiftung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel

Gemeinsame Wege

Im Jahre 2012 wurden die Dienste und Einrichtungen der Diakoniestiftung Lazarus Berlin Teil der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. Dazu gehören Pflegeeinrichtungen in Berlin, Bad Kösen (Sachsen-Anhalt) und Waltersdorf (Zittauer Gebirge), ferner in Berlin der Lazarus Hospizdienst (ambulant und stationär) sowie berufliche Schulen.

Im Jahre 2017 wurde die Schrippenkirche mit dem Hotel Grenzfall in der Berliner Ackerstraße in die Stiftung eingebracht. Damit hat sich der Lazarus Campus an der Mauergedenkstätte mit der Eingliederungshilfe, der Hospizarbeit, der Altenhilfe, der Berufliche Bildung, der Kinder- und Jugendhilfe sowie dem geistlichen Leben weiter zu einem diakonisches Zentrum der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Berlins Mitte entwickelt.

Zum 1. Januar 2018 ist die Diakonisches Werk Niederlausitz (DWNL) gGmbH Tochtergesellschaft der Hoffnungstaler Stiftung geworden und damit in den Stiftungsverbund der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel eingetreten. Mitgesellschafter ist der Evangelische Kirchenkreis Cottbus. Die Gesellschaft ist in der Niederlausitz mit stationären, teilstationären und ambulanten Angeboten der Altenhilfe, aber auch mit Angeboten für Kinder- und Jugendliche, für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten und für Migrantinnen und Migranten sowie geflüchtete Menschen aktiv.

2020 übertrug Bethel das Bremer "Pflegezentrum Am Doventor" in die Verantwortung der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal.