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Leben und Sterben, wie ich es will: Ethikfachtag der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal

Über Beziehungsaspekte von Angehörigen, zu Pflegenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter referierte Prof. Dr. Erika Feldhaus-Plumin von der Evengelischen Hochschule Berlin.

„Verwirf mich nicht in meinem Alter. Verlass mich nicht, wenn ich schwach werde.“ Seelsorger des Lazarus Hospizes Pfarrer Matthias Albrecht stimmte mit diesem Vers aus Psalm 71 auf den Ethikfachtag der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal ein. Dieser fand am 3. November im Festsaal des Lazarus-Hauses in Berlin statt unter der Überschrift: „Leben und Sterben, wie ich es will - ein Spagat zwischen Selbst- und Fremdbestimmung“. In seinem Impuls sagte Pfarrer Albrecht: „Bedürftig werden und bedürftig sein ist sicher eine der größten Herausforderungen, die auf einen Menschen zukommen, wenn er auf die Hilfe angewiesen ist.“ Er verwies dabei auf zwei Dinge: „Gott sieht gnädig und helfend auf solche Lebenssituationen. Und: Der Mensch darf darauf vertrauen, dass andere hilfreich an der Seite sind.“ Das darf jederzeit dankbar als Geschenk angenommen werden.

Wie umgehen mit Menschen, die hilfebedürftig werden und sind? Wie können Entscheidungen im Sinne des Betroffenen getroffen werden? Auch in der Situation, wenn diese Person gar nicht mehr in der Lage ist zu äußern, was ihr Wille ist? In zwölf Schritten zeigte Jurist Thomas Altmeppen auf, was dabei zu klären ist. „Die größte Herausforderung dabei ist, den Willen des anderen zu erkennen und umzusetzen“, so Altmeppen.

Über Beziehungsaspekte von Angehörigen, zu Pflegenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter referierte Prof. Dr. Erika Feldhaus-Plumin von der Evangelischen Hochschule Berlin. Ihr Fazit: Die Beziehung, die Bedürfnisse und die Kommunikation zu verstehen sei die Grundlage, um den Weg des Abschieds und des Schwächerwerdens gut und respektvoll begleiten zu können. Sie machte das unter anderem deutlich an den Trauerphasen, die vor 50 Jahren Elisabeth Kübler-Ross veröffentlicht hat. In der Regel sind diese Phasen bei Angehörigen und Menschen, die begleitet werden zeitversetzt. Es brauche den individuellen Blick auf Angehörige und die zu begleitende Person, es brauche Offenheit für die Situation des und der Anderen sowie die Bereitschaft aufeinander zu zugehen und voneinander zu lernen.

Anette Adam (re.) und Thomas Altmeppen leiten das Ethikkomitee der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal.

Anette Adam, Vorsitzende des Ethikkomitees, blickt zufrieden auf den Fachtag zurück. „Zwei kurzweilige gehaltvolle Vorträge und die gut besuchten Workshops machten eine gute Mischung aus.“ Das Feedback der Teilnehmenden aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen sowie der Dozenten war sehr gut. Frau Adam versteht das Angebot des Ethikkomitees und den Ethikfachtag als Halte- und Orientierungspunkt. „Wir halten an, schauen gemeinsam auf die ethischen Herausforderungen. Wir wollen Mitarbeitende zu ethischen Fragestellungen sensibilisieren und Rüstzeug mitgeben.“ Beratung und Unterstützung in der Beantwortung von ethischen Fragestellungen gehören so zu den Zielen einer solchen Veranstaltung.

Seit etwa 3 Jahren ist das Ethikkomitee für die gesamte Stiftung zuständig. Daher verschob sich der Fokus an diesem Fachtag von der Altenhilfe mehr auf den Bereich der Teilhabe. „Es hat sich gezeigt, dass die Themen der Altenhilfe viele Schnittpunkte zu denen der Teilhabe beinhalten“, stellt Anette Adam fest. Der nächste Fachtag findet in zwei Jahren statt. So viel steht fest: Die Themen werden wieder aktuell sein. Diese ergeben sich stets aus den Anfragen, die an das Ethikkomitee gestellt werden.

Fotos: © Wolfgang Kern

16.11.2022